Leseprobe aus Love Kiss Revenge
Cappuccino für 2
>Ihr könnt mich doch alle mal kreuzweise, dachte
Kara und ließ sich mit ihrem Frühstückstablett am Tisch der Loser nieder. Nicht, weil sie zu denen gehörte, sondern weil sie sich lieber mit diesen Außenseitern abgab, als mit den parfümierten Tussen oder den Möchtegernmachos mit ihren uralten Anmachsprüchen an den Nebentischen. "Die Prinzesschen gaffen dich an, als wärst du ein Marsmensch", informierte Spanky sie mit seiner ätzend nasalen Stimme und biss in sein Marmeladebrötchen. Dabei bekleckerte er nicht nur sein Kinn, sondern auch das hellgelbe T-Shirt, das er gestern erst gekauft hatte. Kara schüttelte den Kopf und streute drei Päckchen Zucker in die undefinierbare dunkle Brühe, die hier Kaffee genannt wurde."Jetzt tuscheln sie wieder", flüsterte Spanky und beugte sich so weit über den Tisch, dass die Spitzen seiner verfilzten Dreadlocks fast in Karas Müslischüssel eintauchten.
"Mann, zisch ab!", stieß sie genervt hervor. "Sei doch nicht sauer auf Spanky!",
tadelte sie das rothaarige Mädchen neben ihr, das wegen ihrer riesigen Ohren von allen nur Monkey genannt wurde. Kara warf ihr einen eisigen Blick zu. Sofort senkte Monkey die Lider und
stocherte lustlos in ihrem Teller mit Rühreiern herum. "Wir sind
doch ein Team", versuchte Banana Boy, der den Namen seinem
krummen Rücken verdankte, zu schlichten, und schickte ein Lächeln in die Runde. Wir sind absolut kein Team, dachte Kara genervt, wir haben nur das Pech, in dieselbe Klasse zu gehen und wegen dieser bescheuerten Klassenfahrt eine Woche lang aneinander gekettet zu sein. Und ich hasse es! Die drei schmollenden Tischgenossen außer Acht
lassend, goss Kara etwas Milch über ihr Müsli und rührte vorsichtig um. Wenigstens beim Frühstück gab es genug Auswahl, sodass es nichts ausmachte, dass das Mittagessen nicht schmeckte. Was noch
milde ausgedrückt war. Kara vermutete, dass in der Küche kein gelernter Koch zugange war, sondern jemand, der glaubte, ein Händchen fürs Zubereiten dieser geschmacklosen Pampe zu haben, die
besonders bei den Prinzesschen Würgreize hervorrief. Der Gedanke daran entlockte ihr ein schadenfrohes Lächeln.
Der Speisesaal füllte sich allmählich. Die Spätaufsteher fanden sich mit verschlafenen Blicken am Buffet ein. Gestern Nacht hatte es in Melindas Zimmer ein heimliches Treffen der Prinzessinnen
gegeben, das bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatte. Kara hatte zwar davon Wind bekommen, jedoch kein Interesse daran gehabt, sich unter die hirnlosen Weibchen zu
mischen, die Melinda verehrten wie eine Königin. Kein Wunder,
ihre Eltern waren reich und mussten nicht jeden Cent zweimal umdrehen, um das monatliche Schulgeld aufzubringen, so wie Karas Mutter es tun musste.
Der Geräuschpegel stieg. Die aufgetakelten Tussen am Nebentisch rutschten zusammen und begrüßten ihre eben eintreffenden Freundinnen so überschwänglich, als hätten sie sich ewig nicht gesehen.
Dabei waren erst ein paar Stunden vergangen, seit sie sich voneinander verabschiedet hatten. Nicht, dass Kara dem Treiben Aufmerksamkeit geschenkt hätte - sie war nur zufällig von der Toilette im
Flur gekommen, als sich ein paar Mädchen aus Melindas Zimmer geschlichen hatten. Kaum saß das Gefolge am Tisch, ging die Lästerei auch schon los. Der Loser Tisch war Gesprächsthema Nummer eins. Monkey wurde rot angesichts der beleidigenden
Äußerungen von Tina, Melindas Busenfreundin, und Spanky presste
so fest die Lippen zusammen, dass sie ganz weiß wurden. Kara
schenkte dem Geschehen um sich herum zuerst keine Beachtung, erst
als Banana Boy mit vor Wut zusammengekniffenen Augen seinen Kaffeelöffel in Tinas Richtung pfefferte, sah sie hoch. Die Mädchen am Nebentisch schrien empört auf, obwohl der Löffel keine von ihnen auch nur ansatzweise streifte, weil Banana Boy leider ein
schlechter Schütze war. Aber die Geste brachte sie wenigstens für
eine Weile zum Schweigen.
Die Lehrer trudelten ein und stellten sich wie die Schüler am Büffet an. Kara warf ihnen verstohlene Blicke zu und stellte verwundert fest, dass Mrs Rangler nicht gerade ausgeschlafen aussah. Mr Hal, das Mathegenie,
auch nicht. Nanu? Was hatten die beiden wohl die ganze Nacht
getrieben? Da erweckte etwas anderes Karas Aufmerksamkeit. Genauergesagt, jemand anderer. Logan Maxwell. Der Mädchenschwarm stand hinter Mia Greggs, der Biolehrerin, einer kleinen Brünetten mit Brille und strengem Dutt, die er
mindestens um zwei Köpfe überragte.
Kara verspürte ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend. So reagierte sie immer, wenn
sie Logan sah. Auch die Mädchen am Nebentisch hatten ihn entdeckt und riefen nach ihm, winkten, kicherten, schüttelten lässig die Haare zurück. Kara schnaubte verächtlich über so viel unnötige Profilierung. Die Clique fiel
schon allein wegen der Duftwolke auf, die ihr anhaftete.
Verstohlen beobachtete sie, wie Logan sich mit dem vollbeladenen Tablett umdrehte und sich unschlüssig umsah. Dann blieb sein Blick an ihrem hängen. Vor Schreck erstarrte sie.
"Du bist ja ganz rot im Gesicht. Ist dir nicht gut? "Kara schluckte und ignorierte Monkeys besorgte Frage. Ihr Puls legte einen Zahn zu. Logans Blick hielt sie fest und bohrte sich tief in ihren. Ein heißer Schauer nach dem anderen lief ihr
über den Rücken. "Kara? Was ist denn los? Soll ich eine Lehrerin holen?"
Monkeys Worte holten sie in die Realität zurück. Blinzelnd senkte sie den Kopf und gewann dadurch die Oberhand zurück. "Soll ich …"Halt die Klappe!", zischte Kara, worauf Monkey schmollend den
Kopf einzog. "Ich verstehe nicht, warum alle Weiber auf den Schnösel stehen", murmelte Spanky mit zugekniffenen Augen.
"Halt die Klappe!", fuhr Kara auch ihn an. "Halt du doch die Klappe, schwarze Hexe!", konterte Spanky. Monkey kicherte. Banana Boy sah misstrauisch von einem zum anderen. Schwarze Hexe? Na toll, so hatte sie noch niemand genannt. Gruftie. Assischlampe. Manchmal auch Idiotin. Aber schwarze Hexe. Das war
neu.
"Hier ist doch noch frei, oder? "Alle am Tisch hoben die Köpfe. Kara inklusive. Logan Maxwell stand vor ihr…<